Kunst & Kultur

Eintauchen in Pop Art-Kunst aus Österreich: Wir entdecken Kiki Kogelnik

Bunt, gesellschaftskritisch und manchmal auch witzig: In einer intensiven Auseinandersetzung mit Kiki Kogelnik fanden unsere Schüler*innen ihren ganz eigenen Zugang zu der bedeutenden zeitgenössischen Künstlerin aus Österreich. Nach einem eingehenden Kennenlernen ihres beeindruckenden Lebens und Werks stand im Juni 2023 ein Besuch der Ausstellung „Now is the Time“ im Kunstforum Wien an. Ihre Eindrücke verarbeiteten die Schüler*innen anschließend kreativ in Form von Zeichnungen, Figuren und Geschichten.

Die international anerkannte österreichische Künstlerin Kiki Kogelnik hat sich wie keine andere Frau in der männerdominierten Pop Art-Szene durchgesetzt. Im Rahmen einer eingehenden Vorbereitungsphase beschäftigten sich die Schüler*innen zunächst intensiv mit der Biografie, dem Umfeld und dem vielfältigen Werk der Künstlerin. Dabei wurde vor allem der Ausstellungskatalog intensiv studiert, wobei der eigene Zugang und Bezug der Kinder zu den Werken im Mittelpunkt stand: Jede*r Schüler*in wählte dabei ein für sie*ihn besonders ansprechendes Bild, das gemeinsam besprochen und über das gemeinsam reflektiert und assoziiert wurde.

Nach der eingehenden Vorbereitung folgte der ersehnte Ausstellungsbesuch: Über das Auffinden und Wiedererkennen der gewählten Werke freuten sich die Kinder besonders. Ausgerüstet mit Klemmbrett und Zeichenblock verarbeiteten die Kinder ihre Assoziationen und eigenen Werkinterpretationen noch in der Ausstellung kreativ. Fortgesetzt und finalisiert wurde das kreative Schaffen in der Schule. Je nach Schulstufe und individueller Möglichkeit zeichneten und/oder schrieben die Kinder ihre Begegnungen mit dem Werk und Leben Kiki Kogelniks auf. Begleitet durch die Lehrer*innen unterstützten die älteren Schüler*innen die jüngeren Schüler*innen dabei tatkräftig, indem sie die Texte, die ihnen die Jüngeren ansagten, zu Papier brachten. Nachgebessert und verfeinert wurde dann gemeinsam mit den Lehrer*innen. Im Rahmen des Elternabends wurden die eindrucksvollen Werke der Kinder abschließend ausgestellt und ausgiebig betrachtet und bewundert.

Auf den Spuren von Kiki Smith

Christine Heuer, Leiterin der Kreativschule, hat im September 2022 die Ausstellung der Künstlerin Kiki Smith im Wiener Belvedere besucht. Was sie gesehen hat, gefiel. Daher entschied sie sich spontan dazu, gleich nach Schulbeginn einen Ausstellungsbesuch für die Schüler*innen zu organisieren.

Ein wesentlicher Motivator war nicht nur das Werk von Kiki Smith, sondern vielmehr auch ihr Lebensweg und die Synthese vom Leben und Werk der Künstlerin und auch, weil Kiki Smith mit ihrem Oeuvre eine feministische Position einnimmt und zugleich einen Weg vorgibt bzw. Lösungen für das eigene Leben anbietet. Kiki Smiths Beispiel soll den Kindern eine andere Sicht auf das allgemein gültige Gesellschafts- und Frauenbild ermöglichen. Kritisches Hinterfragen gesellschaftlicher Stereotype wird dadurch gelernt.

Was macht eine*n Künstler*in eigentlich aus? Der Besuch der Ausstellung wurde sorgfältig vorbereitet und recherchiert. Kiki Smiths Lebensweg mit Schwerpunkt auf ihre Kindheit wurde in intensiven Vorgesprächen mit den Schüler*innen der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen vorgestellt und diskutiert. Fragen wie „Wie ist die Künstlerin aufgewachsen? Wer hat sie unterrichtet, inspiriert und unterstützt? Wie wird man Künstler*in? Auf welche Herausforderungen stößt man dabei?“ wurden gemeinsam erörtert.

Die Beziehung von Leben und Kunst: Ein Thema war auch die Vielfalt der durchgängig natürlichen Materialien. Die Künstlerin arbeitet mit Leder, Porzellan, Keramik, Gips, Wachs. Der physische Veränderungsprozess kann im Akt des kreativen Schaffens am Material studiert werden.

In welchem Bezug stand die Künstlerin mit ihren Werken, woher kamen die Themen? Kiki Smiths Werke sind weitgehend körperbezogen. Leben und Vergänglichkeit, die Position als Frau in der Welt, Mythen, Märchen und die Beziehung Mensch – Tier – Natur sind Gegenstand ihrer künstlerischen Auseinandersetzung. Es gibt viele prägende Passagen ihres Lebens, die in der Ausstellung mittels eindrucksvoller Werke und Artefakte erzählt werden: Ein Schlüsselmoment war, als Kiki Smith mit der Totenmaske ihrer Großmutter im Haus konfrontiert wurde. Vergänglichkeit, Leben und Tod sowie der Bezug zur Natur sind Bausteine im Leben und Werk von Kiki Smith – und spiegeln sich auch im Konzept und im Lernalltag der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen wider.

Vom Augenblick zum Ausdruck: Die Ausstellung ist ein materialgewordener Auszug aus der Lebensgeschichte von Kiki Smith. Prägende Momentaufnahmen ihrer Kindheit werden durch raumfüllende, skulpturale Anordnungen lebensgroßer Figuren aus Naturmaterialien dargestellt. In einem der Räume liegen am Boden verstreut 30 überlebensgroße, plastische Darstellungen von toten Vögeln. Betritt man die Anordnung, so kann das zunächst vielleicht Unbehagen wecken. Kennt man jedoch die Geschichte dahinter, ändert sich das Bild. Es beschreibt eine Szene aus der Kindheit der Künstlerin, sie wurde Zeugin dieses Augenblicks: Ein Schwarm von Vögeln flog durch eine Pestizidwolke. In diesen materialisierten Momentaufnahmen vergangener Erlebnisse werden Zusammenhänge klar. Dieses Beispiel zeigt Kiki Smiths starken Bezug zur Natur, welcher auch in der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen einen großen Stellenwert einnimmt.

Auseinandersetzung in drei Phasen: Wenn sich die Schüler*innen der Kreativschule Lernwerkstatt Regenbogen einer*m Künstler*in widmen, geschieht das in drei Phasen: Vorbereitung, Besuch der Ausstellung, Bildnerischer Teil.

Bereits der Raum und das Umfeld, in welchem die Ausstellung stattfindet, wird Teil des Erlebnisses. In diesem Fall war es der Garten des Belvederes und auch das Gebäude selbst. Die Kinder hatten Zeit, den Raum selbst zu erleben und zu entdecken und bekamen die Aufgabe, ein für sie interessantes Werk zu wählen, um später davon zu berichten, Position einzunehmen und sich künstlerisch mit einer eigenen Arbeit damit auseinanderzusetzen. Jedes Kind berichtete von den eigenen Erfahrungen. Für viele war die Figur des kauernden Mädchens sehr einprägsam und hat angeregt, sich intensiv und auf empfindsame Weise mit dem Werk zu beschäftigen. Es steht auch für die Verletzlichkeit von Kindern, für deren Rolle in der Gesellschaft und somit auch für die Verantwortung, die wir als Erwachsene für ihr jetziges und künftiges Leben haben.

Im Rahmen der eigenen künstlerischen Auseinandersetzung wurde dann nach der Ausstellung in der Schule am eigenen bildnerischen Werk gearbeitet. Verschiedenste Techniken, Formate und Papiere wie beispielsweise Silber- und Goldfolie wurden ausprobiert und damit experimentiert. Die Ergebnisse sind erstaunlich „erwachsen“ und dennoch vielfältig und farbenfroh.

Abschließend präsentierten die Kinder ihre Werke den Lehrerinnen und Schüler*innen in der Gruppe. Am monatlichen Elternabend wurden die Arbeiten sodann – wie immer – bewundert.